Der Engpass beim Holz zeichnete sich schon im vergangenen Jahr ab – nun ist auch noch einer bei Nägeln dazugekommen: Die Export-Pack Thüringen GmbH am Erfurter Kreuz ist eines der Verpackungsunternehmen, die davon betroffen sind. 1996 gegründet und damit schon mehr als 25 Jahre am Markt, stellt es anders als andere Betriebe dieser Branche keine Otto-Normal-Lösungen wie Euro-Paletten, sondern maßgeschneiderte Sonderverpackungen für alle möglichen Güter, darunter Industrieanlagen, Maschinen und Behälter, her.
„Wenn Lieferketten nicht unterbrochen werden sollen, dann müssen natürlich auch die Produkte unserer Kunden schnell und schadensfrei transportiert werden können“, sagt Junior-Chef Thomas Hertwig (33), der seit dem vergangenen Jahr zusammen mit seiner Mutter, der Unternehmensgründerin Barbara Hertwig (64), die Geschäftsführung bildet. Das heißt: Die Export-Pack dürfe ihre Kunden auch in Zeiten des Materialmangels nicht im Stich lassen. „Wir sind schließlich Dienstleister der Wirtschaft, der Weitertransport der Güter darf nicht an der Verpackung scheitern“, so Thomas Hertwig.
Um die Produktion sicherzustellen, kaufe die am Erfurter Kreuz angesiedelte Export Pack GmbH vorausschauend Material ein. Mit Blick auf die steigenden Preise und den wachsenden Holz-Hunger sowohl in der Industrie als auch der Baubranche erweise es sich als klug, einen gewissen Lagerbestand angeschafft zu haben, sagt Barbara Hertwig.
Doch wegen des Kriegs in der Ukraine werden inzwischen auch die Nägel knapp: Da ein Großteil des sogenannten Drahtstahls, aus dem die für Paletten und Holzkisten genutzten Nägel gemacht werden, aus Russland kommt und wegen der Sanktionen ausbleibt, gehen vielen Verpackungsunternehmen nun die Nägel aus. Viele Unternehmen, befürchtet der Bundesverband Holzpackmittel, Paletten und Exportverpackung (HPE), könnten deshalb ihre Produktion herunterfahren. Export-Pack-Chef Thomas Hertwig sieht die Lage weniger dramatisch: Man müsse flexibel bleiben und auf andere Verbindungsmittel ausweichen, ohne Abstriche bei der Qualität zu machen. Flexibel müsse das Arnstädter Unternehmen ohnehin sein, da das Verpackungsgeschäft schon immer ein sehr kurzfristiges gewesen sei.
„Viele Betriebe leiden auch selbst unter Material-Engpässen und müssen deshalb auf veränderte Bedingungen reagieren und die Produktion umstellen“, erklärt Barbara Hertwig. „Das heißt dann auch für uns: In kürzester Zeit umplanen und die Verpackungen an neue Erfordernisse anpassen.“
Die Verpackungen, die die Export Pack Thüringen fertigt und zu denen auch das Umhüllen von Gütern mit blickdichter Schrumpffolie gehört, bringen die Produkte von Kunden aus dem mitteldeutschen Raum fast in die ganze Welt. Im ver- gangenen Jahr hat Thomas Hertwig – von Haus aus Elektrotechnik-Ingenieur – von seiner Mutter den Staffelstab für das sieben festangestellte Mitarbeiter zählende Unternehmen übernommen.
Noch arbeiten Mutter und Sohn zusammen: „Mein Sohn ist aber viel mehr als ich digital unterwegs: Er pflegt Kundenkontakte per Chat und via WhatsApp, streamt für Kunden das Verpacken ihrer Güter oder arbeitet mit digitalen 3D-Modellen von Packstücken“, sagt Barbara Hertwig. Dank der Möglichkeit, den Betrieb familienintern zu übergeben, habe sich die Frage nach einem Verkauf gar nicht gestellt. „Man muss aber natürlich auch loslassen können“, sagt Barbara Hertwig schmunzelnd.
(Quelle: TA vom 28.05.2022)